Interview mit Isabel, eine starke Frau mit einem großem Herz für soziales Engagement.
Unsere Gesellschaft lebt von dem was wir zu ihr beitragen. Auch wenn es uns manchmal so vor kommt als ob sie sich eher verschlechtert, ist es nur der oberflächliche Eindruck der uns durch schnelle Berichterstattung erscheint. Es gibt sie die Alltagshelden und vor allem Heldinnen. Vor einiger Zeit habe ich beschlossen ein paar Interviews in den Blog einzubauen, über starke Frauen und Mütter deren Einsatz unsere Welt etwas schöner macht. Ich starte diese Reihe mit meiner Schulfreundin Isabel, die mich immer wieder neu inspiriert und erstaunen lässt. Kennt auch Ihr Alltagsheldinnen dann lasst es mich gern wissen.
Katharina: Liebe
Isabel, wir kennen uns schon eine ganze Weile und nachdem der Kontakt
etwas abgebrochen war haben wir uns im sozialen Netzwerk wieder
getroffen. Da du mich als junge Mama und mit Deinem sozialem Einsatz
für andere Menschen inspirierst und beeindruckst, möchte ich Dich
auf meinem Blog erwähnen um auf Deine sozialen Projekte aufmerksam
zu machen und anderen Menschen zu zeigen wie man sich einsetzen kann.
Isabel: Liebe
Katharina, vielen Dank für die netten Worte. Ich bin froh, dich
bereits seit unserer Schulzeit zu kennen. Auch wenn einem der Alltag
trennt, erinnert man sich immer an Menschen, die einem ähneln und
die man mag.
Katharina: Das
erste Mal bist Du mir mit Deinem Projekt „Ich verschenke meinen
Schlafsack“ aufgefallen, als Du damals einen Aufruf auf Facebook
gestartet hast.
Es richtet sich an alle die einen Schlafsack und mehr
für Obdachlose übrig haben.
Wie bist Du damals auf dieses Projekt
gekommen?
Isabel: Die
Geschichte ist eigentlich ganz traurig. Ich bin im Winter 2011 mit
der Bahn zur Arbeit gefahren. Als ich aus Dieser ausstieg, sah ich
einen Mann mit Sandalen.
Wir hatten tiefsten Winter. Ich bin in eine
andere Richtung gelaufen und dachte darüber nach. Ca. 2 Minuten
später entschied ich mich, mir den Mann zu schnappen und
Winterschuhe kaufen zu gehen. Allerdings war es zu spät und der Mann
war nicht mehr auffindbar. Auf Arbeit hat mir das keine Ruhe mehr
gelassen und betrachtete währenddessen einen Schlafsack, welcher in
meinem Regal noch von der letzten Ferienfahrt lag. Ich überlegte
mir, diesen einem Obdachlosen zu schenken. Weiter kam mir die Idee,
dass dies vielleicht auch andere könnten. Somit war die Idee
geboren.
Katharina: Inzwischen
steht in Dresden regelmäßig ein Verpflegungsbus an einer bestimmten
Stelle der auch Essen für bedürftige bietet. Wie kam dies zu
Stande?
Isabel: Wir
sammelten am Anfang lediglich Schlafsäcke über die gegründete
Seite bei Facebook. Hinzu gaben die Menschen dann noch Sachen. Ab und
zu gab es mal ein paar Euro, welche wir gleich in frische Unterwäsche
und Socken umgesetzt haben. Damit sind wir dann naiv durch die
Straßen gegangen und wollten Sie verteilen. Natürlich klappte das
nicht einfach so. Dann peilten wir die ganzen Organisationen wie
Heilsarmee, Diakonie und auch die Treberhilfe an. Letzteres war ein
Glücksgriff, denn diese sind sehr engagiert in der Obdachlosenhilfe.
Sie hatten bereits einen Draht zu den Bedürftigen. Ebenfalls hatten
sie einen Bus, welcher zu der Zeit ungenutzt war. Gemeinsam konnten
wir diesen dann durch weitere Spenden in Bewegung setzen. Nun ist er
eigentlich regelmäßig in der Stadt am Maredo.
Katharina: Wie
wird das Projekt angenommen von Bedürftigen als auch von Helfern
oder anderen Menschen? Wie ist Euer Feedback?
Isabel: Also
unsere Essensbehälter werden immer leer. Ohne die Hilfe der
Ehrenamtlichen, der Mitarbeiter der Treberhilfe, aber auch der
Spender der Mahlzeiten würde das Projekt nie möglich sein. Leider
kann ich durch meinen Umzug nicht mehr vor Ort sein, freue mich aber
immer wieder zu sehen, wie toll das die Menschen vor Ort gestalten.
Ihnen gebührt der große Dank.
Katharina: Durch
einen Umzug nach Bayern hast Du ein zweites Projekt ins Leben
gerufen. In Zeiten der Flüchtlingskrise hast Du den Helferkreis
Schongau gegründet.
Nicht nur für Flüchtlinge, auch für jede
andere Art von Lebewesen die Hilfe benötigen.
Wie
bist Du hierzu gekommen?
Isabel: Als
ich hierher gezogen bin, fehlte mir was. Obdachlose gab es in der
Kleinstadt nicht. Die Flüchtlinge aber waren da. Ich war natürlich
neugierig und schaute mir unsere befüllte Turnhalle an. Ich war
begeistert – wollte helfen. Jegliche Anfragen an die
alteingesessenen Helfer ging ins Leere. So hat mir das nicht
gefallen. Ich dachte, vielleicht gibt es noch mehr Menschen die
helfen wollen, aber nicht wissen wo.
So gründete ich den
Helferkreis. Ich wollte aber auch andere Hilfsbedürftige nicht
ausschließen. So gilt dieses Angebot noch heute für Alle, die Hilfe
brauchen.
Katharina: Ohne
auf ein Ost-West-Ding einzugehen möchte ich fragen, gibt es einen
Unterschied in der sozialen Arbeit zwischen Sachsen und Bayern?
Isabel: Unterschiede
an Sich kann ich nicht feststellen. Wobei man auch noch zwischen
Groß- und Kleinstadt unterscheiden muss. Man konnte die Helfer in
Dresden vielleicht schneller für sich gewinnen. Aber das kann ich
auch nicht einfach so sagen, denn die Vorbehalte bezüglich der
Flüchtlinge ist größer, als die der Obdachlosen.
Katharina: Besonders
fällt mir Dein Einsatz für die Flüchtlinge auf, das kann man
wundervoll auf Facebook verfolgen. Was hast Du für Erfahrungen
gemacht? Viele Frauen fühlen sich etwas unwohl zwischen den
Flüchtlingen, Du wirkst nicht so. Wie empfindest Du es?
Isabel: Die
Angst vieler Menschen ist so unbegründet. Natürlich gibt es auch
hier schwarze Schafe, dies will ich gar nicht verleugnen. Allerdings
ist mir noch nie etwas passiert und ich arbeite hier ehrenamtlich für
viele Einrichtungen. Ich gehe da auch überall allein hin, zu jeder
Tageszeit. Ich nehme sogar meine 10 Jährige Tochter überall mit
hin. Kinder werden auf Händen getragen, dass wissen viele nicht.
Meine Tochter gibt sogar ab und zu Nachhilfe in Deutsch. Ich musste
auch schon mal einen „Babysitter“ aus Afghanistan engagieren. Wir
haben auch einen, der schläft ganz oft bei uns. Einige sind hier
sogar meine besten Freunde geworden. Man kann so viel lernen, man
muss es nur wollen.
Katharina: Wie
sieht Deine Arbeit oder überhaupt die Arbeit im Helferkreis aus?
Isabel: Am
Anfang bestand die Arbeit hauptsächlich aus der Ersthilfe. Kleidung,
Zahnbürsten, etc. besorgen. Danach kamen die Deutschkurse. Auch ich
habe eine Zeit lang einen Kurs geleitet. Dann haben wir Projekte
geschmiedet. Ein tolles Fußballprojekt ist entstanden, wo wir schon
einige Siege in Süddeutschland gewinnen konnten.
Wir haben eine
Fahrradwerkstatt gegründet, einen Flüchtlingstreff und auch eine
Kleiderkammer. Davon abgesehen haben wir einen Garten vor einer
Unterkunft bepflanzt, können Ausflüge organisieren usw.. In Moment
arbeiten wir auf Abruf.
Dies bedeutet, dass die Flüchtlinge uns
anschreiben, wenn Sie Hilfe brauchen. Diese Hilfe reicht von
Anträgen, Wohnungssuche, Hilfe bei Anwälten, Übersetzungen,
Arztfahrten bis hin zur alltäglichen Dingen wir Stromausfall. Wir
sind auch eine Schnittstelle zwischen dem Landratsamt und den
Flüchtlingen.
Katharina: Du
kommst nun täglich in den Kontakt mit den verschiedensten
Schicksalen, woher nimmst Du Deine Motivation?
Isabel: Es
ist weniger die Motivation, mehr die Kraft. Die einzelnen Geschichten
sind wirklich sehr schlimm. Ich hatte schlaflose Nächte, habe
versucht professionelle Hilfe für wirklich Harte Fälle zu
organisieren. Bin oft an meine Grenzen gestoßen, weil ich oft von
Ämtern oder Ärzten zurückgewiesen wurde. Die Bürokratie steht der
Hilfe oft im Weg.
So bleibt es an den Ehrenamtlichen hängen. Man
muss selber damit klarkommen. Erst im Sommer haben wir das Angebot
einer Psychologin bekommen, die ehrenamtlich die Helfer betreuen
würde. Man glaubt es kaum, aber auch Helfer brauchen Hilfe. Wenn man
kaputt ist, nützt man Niemanden.
Katharina: Man
mag es kaum glauben, aber Du bist auch noch berufstätig und Mutter.
Dein Tag müsste wohl 48 Stunden haben, wie schaffst Du das?
Isabel: Ja,
das wäre schön. Ich stand im Frühjahr auch kurz vor dem Burnout.
Es war wirklich zu viel. Ich musste etwas zurückrudern. Man braucht
viel Organisationstalent. Aber die Freude ist geblieben, dies ist
mein Antrieb.
Katharina: Als
letzte Frage möchte ich wissen wie kann man Eure soziale Arbeit
unterstützen und was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Isabel: Besucht
uns doch einfach auf unseren Seiten bei Facebook. Dort bekommt man
alle Informationen oder Hilferufe mit. Ehrenamtliche, die sich
engagieren wollen, werden mit offenen Armen empfangen – in Dresden
wie in Schongau.
Katharina: Vielen
Dank, dass Du Dir für meine Fragen Zeit genommen hast und danke für
dein soziales Engagement. In meinen Augen bist Du ein Vorbild für
unsere Gesellschaft.
Wow, ich bin ganz begeistert! Eine wirklich starke Frau mit scheinbar endlos großem Tatendrang! Toll, dass es solche Menschen gibt, die sich so für Schwächere einsetzen!Absolut bewundernswert!
AntwortenLöschenGruß Sylvi